Mittwoch, Januar 25, 2006

Quo vadis, Deutschland?

Andere Länder stärken ihre Musikwirtschaft. Sie tun das nicht nur aus kulturellen, sondern vor allem auch aus ökonomischen Gründen.
Frankreich zum Beispiel fördert den nationalen Musikexport und Auftrittsmöglichkeiten französischer Künstler mit einigen Millionen Euro, und das schon seit Jahren. Der Erfolg gibt ihnen Recht: eine Verzehnfachung des Umsatzes in ausländischen Märkten wurde in den vergangenen Jahren erzielt.
Schön für die Franzosen.

Nach langem Tauziehen und großem Hickhack, wurde Ende 2003 das Deutsche Musikexportbüro GermanSounds gegründet, das es sich zum Ziel gesetzt hat, deutsche Musikproduktionen zu fördern, darunter die Musik der kreativsten Zellen, also der mittleren und kleineren Tonträgerfirmen.

Rechtzeitig zur Midem veröffentlicht der VUT, der Verband unahängiger Tonträgerfirmen und Verlage, eine wissenschaftliche Auswertung einer Befragung seiner Mitglieder. PlayOutRightNow berichtete ausführlich hier.
In Zeiten in denen die Majorplattenfirmen über Umsatzeinbrüche klagen, vermelden die kleinen Umsatzzuwächse und steigende Mitarbeiterzahlen.
Nach all den Wahlkampfparolen (Vorfahrt für Arbeit), sollte man meinen, dass diese Meldung Anlass für die Stärkung der Independentszene sein sollte. Naiv gedacht.
Denn das ist nicht die Meldung, die von der MIDEM, der größten Musikmesse der Welt nach Deutschland dringt.

Michael Haentjes, der Sprecher der deutschen Abteilung der IFPI, des Interessenverbands der Majormusikindustrie, wird mit deutlichen Worten zum Thema zitiert:
„Ich würde sagen, vergesst es. Es gibt genug Firmen, die den Export ihrer Künstler selbst organisieren können und dies auch machen“

Ein tolles Statement. Hier meine Übersetzung des Gesagten:
Die großen und größten Firmen benötigen das Exportbüro nicht, da sie selbst über die nötigen internationalen Strukturen verfügen, um ihre Künstler in den dortigen Märkten zu fördern. Ausserdem sind diese Firmen nicht und niemals daran interessiert, dass ihnen die kleineren Firmen Marktanteile abnehmen könnten.
Ein schönes Beispiel für Besitzstandswahrung und Schutz von Eigeninteressen.

Stefan Kampeter (CDU), der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU Fraktion, will die öffentliche Förderung von GermanSounds einstellen, da die Förderung nur eine Anschubfinanzierung gewesen sein soll.
Wenn bereits nach zwei Jahren der Stecker gezogen wird, ist das ein deutliches Signal wie hoch der Stellenwert von kreativer Vielfalt und Kultur in Deutschland tatsächlich ist.
Wir sprechen hier über einen Betrag von ca. 300.000 Euro jährlich mit denen sich der Bund an German Sounds beteiligt.
Ich möchte hier keine Projekte aufzählen, für die gerne ein vielfaches hingeblättert wird.
Ich meine nicht den wunderschönen offenen Brief der Bundeskanzlerin, der bundesweit in ganzseitigen Zeitungsanzeigen zum Jahresende abgedruckt wurde. Diese Imagekampagne hatte ein Volumen von knapp 3 Mio. Euro......

Der VUT und die Gema bekräftigen, am Deutschen Musikexportbüro festhalten zu wollen.

Es berichtet das Handelsblatt.

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